Unlängst sind wir eher zufällig über einen Zeitungsbericht zu einem neuen Spiel des noch jungen Freiburger Verlages Doppeldenkspiele gestolpert. Plutocracy des Autors Claudio Bierig ist aus einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne hervorgegangen und befindet sich aktuell in der Auslieferung. Eines der Spiele ist freundlicherweise auf unseren Redaktionstisch geflattert, so dass wir es heute einmal genauer unter die Lupe nehmen können. Plutocracy nimmt uns mit in die Weiten des Weltraums in einer fernen Zukunft, weshalb die rechteckige Box hauptsächlich in schwarz gehalten ist, was ihr eine sehr edle Optik verleiht. In ihr finden wir 7 Spielbretter, 34 Scheiben, 27 Marker, 65 Cubes, 4 Tableaus, 92 Oktagone, einen Würfel und das Regelheft in deutscher und englischer Sprache.
Vier große Handelskonzerne beherrschen den interplanetaren Handel und beliefern die Planeten mit den benötigten Ressourcen. Doch mit ihrem Geld beeinflussen sie auch die Politik auf den Planeten und der höchsten Autorität im Sonnensystem, dem Plutokratischen Rat…
Um eine Partie Plutocracy vorzubereiten, müssen zunächst das Spielbrett, die Planeten- und das Erdenbrett in der Tischmitte platziert und dann gemäß Anleitung mit Spielmaterial bestückt werden. Je nach Wunsch der Runde kann dies nach Standardaufbau oder als zufälliger Aufbau erfolgen. Dann wählen die Spieler ihre Spielerfarbe und erhalten das zugehörige Spielertableau und ihr persönliches Spielmaterial. Sobald alle auch noch ihr Startkapital haben, kann es losgehen. In Plutocracy ist immer derjenige der aktive Spieler, dessen Zeitscheibe auf der Zeitleiste am weitesten hinten liegt. In seinem Zug kann er Ressourcen auf dem Planeten, auf dem er sich befindet, kaufen und verkaufen, wodurch sich die Preise für Angebot und Nachfrage auf dem Planeten ändern, Sitze im dortigen Parlament kaufen, wenn er auf dem Asteroiden ist, einen Alien dort retten, sowie, wenn er auf der Erde ist, einer der dortigen Societies beitreten, sofern er deren Aufnahmebedingungen erfüllt. Diese 5 Aktionen sind optional. Als sechste und letzte Aktion muss er entweder mit seinem Raumschiff zu einem Hexfeld fliegen, auf dem ein anderer Planet oder der Asteroid bereits ist oder sich durch Rotation hinbewegen wird, und dann seine Spielerscheibe auf der Zeitleiste entsprechend nach vorne bewegen oder er muss passen, womit er bis zum Spielende keine Aktionen mehr durchführt. Auf der Zeitleiste sind zudem noch Marker verteilt. Diese werden wie Spieler behandelt, d.h. wenn sie an letzter Position auf der Zeitleiste sind, werden sie aktiviert und ihre Effekte abgehandelt. So bewegen sich beim Marker Rotate die Planeten und der Asteroid auf ihren Bahnen zur nächsten Position, beim Marker Prices werden die Preise für Angebot und Nachfrage auf allen Planeten modifiziert, beim Marker Elect halten die Parlamente auf den Planeten Wahlen ab und entsenden Vertreter in den Plutokratischen Rat und mit dem Marker The End endet die Partie. Wer nun die meisten Abgeordneten im Plutokratischen Rat hat, gewinnt das Spiel.
Plutocracy ist ein wirklich gut gemachtes Strategiespiel mit einfachen, leicht verständlichen Regeln und einer wirklich sehr gut geschriebenen Anleitung, das aber trotzdem anspruchsvoll ist. Eine direkte Interaktion zwischen den Spielern findet zwar nicht statt, aber indirekt beeinflussen die Entscheidungen der Mitspieler natürlich die eigenen Möglichkeiten und somit die persönliche Strategie. Daher muss man hier immer sehr genau im Auge haben, was die anderen so treiben, um den richtigen Moment für eigene Aktionen nicht zu verpassen. Durch die Möglichkeit, die Startsituation variabel zu gestalten, und durch mitgeliefertes, zusätzliches Spielmaterial, mit dem weitere Modifikationen des Spielablaufes möglich werden, ist zudem gesichert, dass auch bei mehreren Partien keine Langeweile aufkommt und ein hoher Wiederspielwert garantiert ist. Wer jetzt neugierig geworden ist, der hat in wenigen Wochen auf der SPIEL `22 in Essen die Gelegenheit, Plutocracy einmal in natura in Augenschein zu nehmen. Doppeldenkspiele wird nämlich in der Halle 5 mit einem eigenen Stand (Nummer 5L112) vertreten sein.
Titel: Plutocracy
Autor: Claudio Bierig
Verlag: Doppeldenkspiele