Eine der Spieleneuheiten des Jahrgangs 2023, welche uns während der Spielwarenmesse in Nürnberg Anfang des Jahres am Stand von Hutter ins Auge gestochen ist, ist das Spiel Tribes of the Wind des Autors Joachim Thôme, welches in der französischen Originalversion bereits 2022 bei La Boîte du Jeu erschienen ist. Mittlerweile ist nun auch die deutsche Version von Hutter, welche in einer quadratischen Standardbox geliefert wird, zu uns auf den Redaktionstisch geflattert, so dass wir uns den Titel einmal etwas genauer anschauen können. Öffnen wir die Box, so finden wir darin keinerlei Einleger. Stattdessen ist das Spielmaterial sauber sortiert in Clipbeuteln untergebracht. Es besteht aus 5 Tableaus, 5 Kartenhaltern, 130 Karten, 45 Plättchen, 80 Figuren, 172 Markern und dem Regelheft.
Die Menschheit hat es geschafft, durch eine katastrophale Umweltzerstörung fast alle Lebensformen auf der Erde zu vernichten. Nur einige wenige versprengte Grüppchen von Menschen haben in kleinen Wäldern in Baumhäusern überlebt. Diese Tribes of the Wind versuchen nun, neue Wälder wachsen zu lassen und damit die Zukunft der Menschheit zu sichern.
Zu Spielbeginn wählt jeder Spieler ein Spielertableau und erhält die zugehörigen Anführerkarten sowie einen Kartenhalter. Das Spieltableau bestücken die Spieler dann mit 5 Baumhäusern, 4 Tempeln, 7 Windreitern und 16 Verschmutzungsmarkern. Die restlichen Verschmutzungsmarker, wie auch die Wassermarker werden als allgemeiner Vorrat bereitgelegt. Dann werden die Element- und Dorfkarten getrennt gemischt und als Nachziehstapel in die Tischmitte gelegt, deren jeweils oberste 4 Karten offen daneben ausgelegt werden. Zudem erhalten alle Spieler je 5 Elementkarten, die sie in ihre Kartenhalter stecken, und eine Dorfkarte, die sie links unter ihr Tableau schieben. Anschließend werden die zur Spielerzahl passenden Waldplättchen gemischt und auch sie als Nachziehstapel in die Tischmitte gelegt, von dem wiederum die 4 obersten Plättchen daneben angeordnet werden. Zuletzt wird noch der Startspieler bestimmt, der das Startplättchen mit der Nummer 1 erhält. Die anderen Spieler erhalten entsprechend im Uhrzeigersinn die weiteren Startplättchen. Diese werden dann auf die jeweiligen Startfelder der Spielertableaus gelegt und die Spieler erhalten die Boni der Plättchen. Nun kann es losgehen. Der jeweils aktive Spieler führt in seinem Zug eine Aktion aus. Dies kann das Ausspielen einer Elementkarte aus seinem Kartenhalter bedeuten. Hierzu muss er die Voraussetzungen der Karte erfüllen. Ist dies der Fall, wird der Karteneffekt ausgelöst, was z.B. die Bewegung von Windläufern, das Legen eines Waldplättchens, das Entfernen von Verschmutzungsmarkern, usw. bedeutet. Danach zieht der Spieler wieder auf 5 Karten auf. Eine weitere mögliche Aktion ist der Bau eines Tempels auf einem Waldplättchen, wozu der Spieler 3 Karten aus seinem Kartenhalter abwirft und dann wieder auf 5 Karten aufzieht, oder der Bau eines Dorfes. Dazu dreht der Spieler ein Waldplättchen, auf dem alle Felder mit Windläuferfiguren besetzt sind, um, stellt eine Baumhausfigur darauf, während die Windläufer in die Hauptstadt zurückkehren, handelt eventuelle Effekte des Plättchens ab und nimmt sich schließlich eine Dorfkarte. Bei dieser kann er sich entscheiden, ob er die Soforteffekte auf der rechten Hälfte nutzen und die Karte dann ablegen oder die linke Kartenhälfte nutzen will. Diese zeigt Bedingungen, die zu Spielende erfüllt sein müssen, um die entsprechenden Siegpunkte zu erhalten. Die Partie endet, sobald ein Spieler sein fünftes Dorf gebaut hat, mit einer letzten Runde. Danach folgt die Wertung und wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Tribes of the Wind ist ein wirklich anspruchsvolles Spiel mit einem sehr interessanten, neuen Spielmechanismus. Um die Elementkarten des eigenen Kartenhalters nutzen zu können, kommt es nämlich oft darauf an, was die Mitspieler rechts und links des aktiven Spielers in ihrem Kartenhalter für Karten haben. Von daher muss man hier ständig darauf achten, wie sich die Kartenbestände der Mitspieler verändern, um dann, wenn man selbst am Zug ist, die eigene Strategie wieder anzupassen. Wenn man mit den eigenen Karten einmal gar nichts anfangen kann, ist auch der Bau eines Tempels eine Option, welcher zudem noch Boni und Siegpunkte bei der Schlusswertung bringen kann. Genauso gilt es darauf zu achten, die eigenen Verschmutzungsplättchen loszuwerden, denn auch hier bekommen am Ende nur die Punkte, die keine oder nur noch wenige dieser Plättchen auf dem eigenen Tableau liegen haben. Von daher haben wir hier ein komplexes Spiel vor uns, bei dem das Strategieelement ganz klar überwiegt und das uns wirklich von der ersten bis zur letzten Minute gefesselt hat.
Titel: Tribes of the Wind
Autor: Joachim Thôme
Verlag: La Boîte du Jeu / Hutter