Eine der Herbstneuheiten, die der Wiener Piatnik Verlag dieses Jahr auf der SPIEL 23 in Essen vorgestellt hat, ist die deutsche Version von Raccoon Tycoon des Autors Glenn Drover, welches im englischen Original bei University Games erschienen ist. Als Verpackung dient dem Spiel eine rechteckige Standardbox, von deren Cover uns dann auch gleich einer der namensgebenden Waschbären entgegenlächelt. Nehmen wir den Deckel ab, so finden wir im Innern der Box einen Kunststofftiefzieheinleger, welcher das Spielematerial zumindest teilweise sortiert hält. Dieses besteht aus dem Spielplan, Geld, 178 Plättchen, 94 Karten und dem Regelheft.
Die Stadt Astoria boomt und an diesem Boom versuchen, viele teilzuhaben. Doch am Ende wird es nur einen Tycoon geben, der geschickt genug Waren produziert und weiterverkauft, so dass er die maximalen Gewinne erzielt.
Vor Beginn einer Partie Raccoon Tycoon wird der Spielplan in die Tischmitte gelegt und gemäß Regeln mit Warenplättchen, Anteilskarten, Gebietskarten und Bauwerkeplättchen bestückt. Die übrigen Warenplättchen bilden zusammen mit dem Geld den allgemeinen Vorrat. Dann werden die Marktwert & Produktion-Karten gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt, von dem jeder Spieler 3 Karten auf die Hand bekommt. Ebenso erhält jeder Spieler Geldscheine im Wert von $ 10. Nun wird noch ein Startspieler bestimmt, der ein beliebiges Warenplättchen aus dem allgemeinen Vorrat nimmt. Sein linker Nachbar erhält 2 dieser Plättchen, der nächste Spieler 3, usw.. Haben alle Spieler ihre Warenplättchen erhalten, kann die Partie starten. Der aktive Spieler kann in seinem Zug aus 5 möglichen Aktionen wählen. So kann er eine seiner Marktwert & Produktion-Karten ausspielen, wodurch er den Wert der Waren, die oben auf der Karte abgebildet sind, um jeweils $ 1 erhöht und sich bis zu 3 der Waren, die unten abgebildet sind, aus dem allgemeinen Vorrat nimmt, wobei ihm bestimmte Plättchen noch Bonuswaren liefern können. Alternativ kann ein Spieler in seinem Zug auch Waren einer Sorte aus seinem Vorrat zum aktuellen Kurs verkaufen, wobei er anschließend je verkaufter Ware deren Wert um $ 1 senkt. Die dritte Option, die ein Spieler hat, ist es, eine Versteigerung für einen der offen ausliegenden Anteile zu starten. Verliert er diese Auktion, hat er danach nochmal einen Zug frei. Als vierte Option kann ein Spieler in seinem Zug auch eines der offen ausliegenden Bauwerkeplättchen erwerben oder eines seiner Bauwerke stattdessen aufwerten, indem er den aufgedruckten Geldbetrag an die Bank zahlt. Die fünfte und letzte Option ist schließlich der Erwerb der offen ausliegenden Geländekarte, wofür der Spieler die entsprechenden Warenplättchen aus seinem Vorrat in den allgemeinen Vorrat abwerfen muss. Das Spiel endet, wenn der letzte Anteil ersteigert, oder das letzte Bauwerk errichtet, oder das letzte Gebiet gekauft wurde. Die Runde wird noch zu Ende gespielt, dann erfolgt eine Wertung und wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Raccoon Tycoon ist eine familientaugliche aber doch recht anspruchsvolle Wirtschaftssimulation, die zwar per se einfache Grundregeln hat, aber die grauen Zellen doch bisweilen sehr fordert. Hier will es nämlich genau überlegt sein, was man in seinem Zug dann macht, um auch wirklich das Maximum herauszuholen. Dass dies manchmal längeres Nachdenken und damit Downtime für die Mitspieler bedeutet, bleibt nicht aus. Zudem ist die Interaktion zwischen den Spielern ebenfalls recht begrenzt, wenn man einmal von Spezialfähigkeiten mancher Gebäude absieht. Wer Spaß an Wirtschaftsspielen hat, wird auch hier auf seine Kosten kommen, wobei das wirklich schön gestaltete Spielmaterial ein weiterer Pluspunkt dieses Titels ist. Was bei uns zu einem leichten Abzug in der B-Note führt, ist die Unterbringung der Warenplättchen in der Box für die eigentlich kein Fach mit genügend Raum vorhanden ist, so dass sie kreuz und quer durcheinanderpurzeln. Aber im Regelfall haben wir ja alle aus anderen Spielen noch den einen oder anderen Clipbeutel übrig, mit dem sich dieses Problem schnell lösen lässt.
Titel: Raccoon Tycoon
Autor: Glenn Drover
Verlag: University Games / Piatnik