Das Legespiel Alhambra des Autors Dirk Henn ist vor mittlerweile 20 Jahren erschienen und zählt heute zu den Spieleklassikern. Pünktlich zum Jubiläum ist nun in Form von Alhambra – The Red Palace ein neuer, eigenständiger Titel der Alhambra-Reihe bei Queen Games, welche sich ja seit letztem Jahr im Vertrieb von Hutter finden, herausgekommen. Als Verpackung dient ihm eine quadratische Standardbox mit der Alhambra-typischen Covergestaltung. Auf einen Einleger, der für Ordnung beim Spielmaterial sorgen könnte, hat man verzichtet, doch sind zumindest einige Clipbeutel, sowie ein Stoffbeutel, der Teil des Spielmaterials ist, vorhanden. Das übrige Spielmaterial bilden der Plättchenturm, welcher zusammengesetzt werden muss, 58 Gebäude, 110 Plättchen, 110 Karten, drei Tableaus, 18 Wertungsstreifen, 32 Figuren und die Regelhefte in deutscher, englischer und französischer Sprache.
Gleich mehrere Baumeister wetteifern um den Bau des Roten Palastes der Alhambra. Welcher von ihnen wird wohl am Ende das schönste und prächtigste Bauwerk erstellen?
Zur Spielvorbereitung wird der Spielplan mit dem Vorschau- und dem Wächtertableau in die Tischmitte gelegt und diese gemäß Anleitung mit Boden-, Gebäude-, Wächterfähigkeits-, Stellplättchen und den Wächterfiguren bestückt. Die übrigen Bodenplättchen kommen in den Plättchenturm, während die Spieler ihre Start-, Reserve- und Punkteplättchen wie auch ihren Zählstein erhalten. Letzterer wird zu Spielbeginn auf Feld 5 der Punkteleiste gestellt. Zudem werden die Mauerteile und je nach Wächterfähigkeitsplättchen, mit denen gespielt wird, auch noch die Plazas und/oder Halbgebäudeplättchen bereitgelegt. Der Stoffbeutel mit den Gebäudeplättchen kommt griffbereit neben den Spielplan. Nun werden noch der Stapel mit den Geldkarten vorbereitet, wodurch die Spieler auch ihr Startkapital erhalten, und aus den Wertungsstreifen drei gezogen, die in das Wertungstableau kommen. Ist ein Startspieler bestimmt, kann es losgehen. Der jeweils aktive Spieler wählt in seinem Zug aus drei möglichen Aktionen. Er kann sich entweder eine Geldkarte aus der Auslage oder auch mehrere im Gesamtwert von maximal fünf auf die Hand ziehen. Die zweite mögliche Option ist der Kauf eines Gebäudes aus dem Bauhof, wofür der Spieler mindestens so viel Zahlen muss, wie der Wert des Bodenplättchens vorgibt. Neben diesem Zahlenwert muss er auch noch die geforderte Währung beachten. Zahlt ein Spieler exakt passend, hat er eine weitere Aktion frei. Das Bodenplättchen legt er dann zunächst vor sich ab und bestückt es mit dem Gebäude gemäß des Gebäudeplättchens und ggf. noch Wächterfiguren aus dem Vorrat. Die dritte mögliche Aktion ist der Umbau der eigenen Alhambra, d.h. der Spieler kann ein Gebäude aus seiner Alhambra in die Reserve legen, oder von dort in die Alhambra einbauen, oder ein Gebäude seiner Alhambra gegen ein Gebäude aus seiner Reserve tauschen. Zum Ende seines Zuges entscheidet der Spieler, ob er ein ggf. gekauftes Gebäude in seine Alhambra einbaut oder in die Reserve legt und füllt dann, falls nötig, die Geldauslage und die Auslage des Bauhofes wieder auf. Beim Legen von Gebäuden in die Alhambra muss ein Spieler dabei stets beachten, dass Plättchen passend angelegt werden müssen, ihre Ausrichtung vorgegeben ist, alle Plättchen vom Startplättchen aus erreichbar sein müssen und beim Bau keine umbauten Freiflächen entstehen dürfen. Hat ein Spieler in seinem Zug Wächterfiguren verfügbar, kann er diese nutzen, um zusätzlich zu der normalen Aktion noch eine Wächterfähigkeit zu nutzen. Dies kann er aber auch, wenn er Punkte abgibt. Wird am Ende des Zuges eines Spielers beim Auffüllen der Geldauslage eine Wertungskarte aufgedeckt, erfolgt sofort eine Zwischenwertung. Hierbei erhalten die Spieler gemäß Wertungstafel Punkte, sowie für ihre längste, zusammenhängende Außenmauer ihrer Alhambra. Nach der zweiten Zwischenwertung wird noch so lange weitergespielt, bis der Bauhof nicht mehr aufgefüllt werden kann. Die noch vorhandenen Bodenplättchen gehen nun an die Spieler, die das meiste Geld in der jeweiligen Währung haben. Haben diese die Plättchen noch in ihre Alhambra eingebaut, erfolgt die Endwertung, bei der nun auch Wächter auf der längsten Außenmauer Punkte bringen. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt.
Alhambra mit seinen verschiedenen Erweiterungen gilt heutzutage ja mit Fug und Recht als Spieleklassiker, der auch nach 20 Jahren nichts von seinem Charme verloren hat. Mit The Red Palace ist es Dirk Henn nun aber gelungen, seine Reihe mehr als gekonnt um ein weiteres, eigenständiges Spiel zu erweitern. Bei Alhambra – The Red Palace halten sich dabei der Glückfaktor und das Strategieelement in etwa die Waage. Denn einerseits weiß man nie, welche neuen Bodenplättchen ins Spiel kommen werden, welches Gebäudeplättchen auf ihnen liegen wird und auf welchem Feld des Spielplanes sie am Ende landen werden. Andererseits kann es nie schaden das Wertungstableau im Blick zu haben, um abzuschätzen, auf welche Plättchen es sich lohnt, sein besonderes Augenmerk zu richten. Wobei diese Planungen dann schnell wieder Makulatur werden, wenn einem die Mitspieler das Plättchen vor der Nase wegschnappen oder einem dann im entscheidenden Moment das Geld in der passenden Währung fehlt. Von daher heißt es hier trotz aller taktischer Überlegungen, flexibel zu bleiben, wenn man denn dann wirklich am Zug ist. Von daher mag es auch kaum verwundern, dass The Red Palace für die inaktiven Spieler doch manchmal sehr lange Downtime-Zeiten mit sich bringt, wenn der aktive Spieler mal wieder allzu lange über seinen Spielzug grübelt. Auch scheint die Spieldauer von 60 min doch recht optimistisch, sofern man hier nicht einfach blindlings losspielt. Nichtsdestotrotz hat uns Alhambra – The Red Palace vollauf überzeugt. Wer anspruchsvolle Legespiele schätzt, wird hier, egal ob er das klassische Alhambra schon kennt oder nicht, seine Freude haben.
Titel: Alhambra – The Red Palace
Autor: Dirk Henn
Verlag: Queen Games / Hutter