Distilled

Nach einer erfolgreichen Kampagne der Spieleschmiede erschien 2023 die erste Auflage der deutschen Version von Distilled bei Giant Roc. Da diese recht schnell ausverkauft war, wurde eine zweite Kampagne bei der Spieleschmiede gestartet, welche ebenfalls in kürzester Zeit von Erfolg gekrönt war, so dass Anfang 2024 eine zweite Auflage des Titels des Autors Dave Beck erschien. Von dieser konnten wir uns ein Exemplar sichern, so dass wir uns das Spiel nun einmal etwas genauer anschauen konnten. Als Verpackung dient ihm eine quadratische Standardbox mit zur Spielethematik passender Covergestaltung aus der Feder von Erik Evensen. Öffnen wir die Box, so sorgt in ihrem Innern ein ausgeklügeltes System aus Trays für Ordnung beim doch recht umfangreichen Spielmaterial. Dieses besteht aus acht Tableaus, 406 Karten, 121 Plättchen, 59 Münzen, fünf Klemmbrettern, 38 Markern, fünf Punktezählern, einem Rundenzähler-Fass, dem Regelheft und einem Guide für die erste Partie.

Die Destillerie Deiner Familie ist schon lange stillgelegt. Doch als Du diese von einem entfernten Verwandten erbst, setzt Du alles daran, eurem ehemaligen Familienunternehmen wieder zu seinem früheren Ruf zu verhelfen. Aber die Konkurrenz schläft nicht…

Vor Spielbeginn müssen zunächst die allgemeine Auslage und die Auslagen der Spieler gemäß Anleitung vorbereitet werden. Zudem muss sich die Gruppe einigen, mit welchen Rezeptkarten sie spielen will. Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen und ist ein Startspieler bestimmt, kann es dann auch schon losgehen. Distilled wird über sieben Runden gespielt, wobei jede Runde aus vier Phasen besteht. Vor dem Beginn jeder Runde handeln die Spieler zunächst ihre Rundenbeginn-Fähigkeiten ab. Dann beginnt Phase 1, die Marktphase. Hier können die Spieler beginnend mit dem Startspieler reihum Rezepte, sowie Zutaten, Zubehör und Verbesserungen aus den Marktauslagen mit dem Geld aus ihrem persönlichen Vorrat kaufen. Hierbei gilt zu beachten, dass jeder Spieler maximal zwei Basis-Zutaten bzw. -Zubehör kaufen darf. Haben alle Spieler reihum gepasst, beginnt Phase 2, die Destillationsphase. Hierzu legen die Spieler Zutaten aus dem Vorratsbereich ihres Spielertableaus in den Gärbottich, wobei Wasser, Hefe und ein Zucker zwingend vorhanden sein müssen. Für jeden Zucker im Gärbottich legen die Spieler zusätzlich noch eine Alkoholkarte in den Gärbottich. Dann mischen die Spieler alle Zutatenkarten verdeckt und werfen die oberste und unterste Karte des Stapels ab, welche zurück in ihren Vorrat kommen. Den restlichen Karten wird ein Fass aus dem Zubehörbereich ihres Tableaus hinzugefügt. Nun überprüfen die Spieler, ob die vorhandenen Zutaten und das Fass einem der Rezepte auf ihrem Tableau entsprechen. Handelt es sich bei dem Destillat um ein Produkt, das noch reifen muss, kommt der komplette Kartenstapel mit dem entsprechenden Labelplättchen in den Fasskeller. Ansonsten schließt sich nun die Verkaufsphase, Phase 3, an. Hier verkaufen die Spieler ihr Destillat, wozu sie dem Kartenstapel eine Flaschenkarte aus ihrem Vorrat hinzufügen. Dann addieren sie die Werte aller Karten des Destillats zusammen und erhalten Münzen, sowie Siegpunkte gemäß des Rezeptes. Den Labelmarker legen sie auf ein freies Feld ihres Tableaus und erhalten dann die jeweilige Belohnung. Hat ein Spieler noch Spirituosen in seinem Fasskeller, kann er nun auch diese verkaufen. Standardflaschen und -fässer kommen anschließend zurück in den eigenen Vorrat, Zutaten und andere Fässer zurück auf die Markttableaus bzw. die entsprechenden Ablagestapel. Besondere Flaschen wandern in die Flaschensammlung des Spielers. In Phase 4, der Reifungsphase, fügen die Spieler jeder Spirituose in ihrem Fasskeller verdeckt eine Aromakarte hinzu. Zum Rundenende wird abschließend noch überprüft, ob ein Spieler die Bedingungen für eine Auszeichnung erfüllt. Dieser erhält dann den entsprechenden Bonus. Hat ein Spieler in einer Runde keine Spirituosen verkauft, kann er nun bis zu vier Siegpunkte in Münzen umtauschen. Nach Ende der dritten Runde müssen die Spieler eine ihrer drei Zielkarten abwerfen, nach Ende der siebten Runde erfolgt die Endwertung. Wer nun die meisten Punkte hat, gewinnt.

Nach dem Hype, den es um Distilled gab, waren wir ehrlich gesagt schon mehr als gespannt, wie sich dieses Spiel so spielen würde und um es vorwegzunehmen, uns hat es sehr gut gefallen. Man muss sich zwar in die diversen Regeln erst einmal einlesen, aber hat man diese einmal verstanden, bieten sie eigentlich keinerlei Tücken oder Fallstricke. Bei Distilled geht es sehr viel darum, strategisch zu planen, was man wann kauft und wie man es dann einsetzt. Neben dieser Strategiekomponente hat das Spiel aber auch ein Glücksmoment. Denn man weiß nie, welche Karten in der Destillationsphase am Ende aus dem Destillat herausgenommen werden müssen und auch, was in der Auslage des Premiummarktes noch vorhanden ist, wenn man selbst am Zug ist, ist reine Glückssache. Was uns zudem gefallen hat, ist die Tatsache, dass es bei Distilled wirklich bis zum Schluss spannend bleibt, wer denn nun gewinnt, von dem opulenten und toll gestalteten Spielmaterial wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst reden. Das Spielmaterial ist es dann aber auch, das sich als echter Platzfresser herausstellt. Wer Distilled spielen möchte, der braucht einen sehr großen Tisch. Und was bei uns auch zu einem leichten Abzug in der B-Note führt, ist die Tatsache, dass die Downtime für die inaktiven Spieler bisweilen sehr lange ausfällt, da es praktisch keine Interaktion zwischen den Spielern gibt. Nichtsdestotrotz sind wir schon mehr als gespannt auf die erste Erweiterung von Distilled, welche noch für dieses Jahr angekündigt ist.

Titel: Distilled
Autor: Dave Beck
Verlag: Paverson Games / Giant Roc