Schwarze Witwen

Zu den Spielen, welche durch ein erfolgreiches Crowdfundingprojekt der Spieleschmiede in einer deutschen Version auf den Markt kamen, gehört auch das Spiel Schwarze Witwen, welches im ersten Halbjahr 2024 bei Corax Games erschienen ist. Der sehr schwarzhumorige Titel, der in einer kompakten Rechteckbox daherkommt, entstammt dabei einer Idee von Sarah Shipp und ist erstmalig 2023 in der englischen Version bei Sparkworks unter dem Namen Deadly Dowagers herausgekommen. Nehmen wir den Deckel der Box ab, so sorgt in ihrem Innern ein Pappeinleger für Ordnung beim Spielmaterial. Dieses besteht aus sechs Tableaus, 125 Karten, 123 Markern, 13 Anzeigern und dem Regelheft.

Im viktorianischen Zeitalter träumen viele Frauen aus der Mittelschicht davon, in den Adelsstand aufzusteigen. Doch passende Ehemänner sind rar, sofern man nicht das nötige Geld für eine ausreichende Mitgift hat. Warum also nicht zunächst unter seinen Ansprüchen heiraten in der Hoffnung, dass der Gatte bald stirbt? Wobei man ja dabei „etwas“ nachhelfen kann…

Zur Spielvorbereitung erhält jeder Spieler ein Spielertableau, zwei Startbauernhöfe, fünf Kronen aus der Bank und jeweils einen Beförderungs- und einen Verrufenheitsanzeiger. Letzterer wird auf das Nuller-Feld des eigenen Tableaus gelegt. Die übrigen Kronen kommen als allgemeiner Vorrat in die Tischmitte. Dann werden die Hauptkarten gemischt und als Zugstapel verdeckt ebenfalls in die Tischmitte gelegt. Zuletzt werden die Karten der Ehemänner nach Sorten getrennt auch noch in der Tischmitte platziert. Beginnend mit dem Startspieler wählt jeder einen Ehemann aus der Arbeiterklasse, den er offen neben sich ablegt. Sollte ggf. eine Mitgift anfallen, wird diese gezahlt, ebenso wird der Verrufenheitsanzeiger, falls nötig, bewegt. Nun kann die Partie beginnen. Jede Runde besteht dabei aus vier Phasen. In der ersten Phase erhält jeder Spieler fünf Karten vom Nachziehstapel, schaut sich diese an, wählt eine aus und reicht die anderen an seinen Nachbarn weiter. Dies erfolgt so lange, bis jeder Spieler vier Handkarten hat. Die fünfte Karte kommt offen auf den Abwurfstapel. In der anschließenden Investitionsphase spielen die Spieler Kapitalanlagen, Ländereien oder Ereignisse von ihrer Hand aus. Sofern nötig, müssen sie dafür die entsprechenden Kosten an die Bank zahlen. In dieser Phase können auch die Spezialfähigkeiten des aktuellen Ehemanns aktiviert werden. Haben alle Spieler alle Karten ausgespielt, die sie ausspielen wollten, folgt die Ehemannphase. In dieser Phase können die Spieler ihren Ehemann befördern, ihn erwürgen oder eine Todesursachekarte ausspielen, um ihn zu töten, wodurch allerdings ihre Verrufenheit steigt. Töten sie ihren Ehemann, erhalten sie aber aus dem Nachlass sofort Geld aus der Bank. Die Karte des Ehemanns wird umgedreht und verbleibt beim Spieler. Sind die unverheiratet, können sie nun entweder mit einem neuen Ehemann durchbrennen oder eine Wiederheiratskarte ausspielen. Zuletzt folgt noch die Haushaltsphase, in der die Spieler überzählige Handkarten abwerfen. Die Partie endet, sobald ein Spieler genügend Geld und den entsprechenden Stand auf der Verrufenheitsskala hat, um den Duke zu heiraten. Wem dies gelingt, gewinnt das Spiel.

Als wir damals die Beschreibung von Schwarze Witwen in der Mail der Spieleschmiede für das Projekt gelesen hatten, waren wir eigentlich sofort begeistert von diesem Spiel, das jede Menge schwarzen Humor mitbringt. Und wir wurden definitiv nicht enttäuscht. Hier passt alles. Das Spielmaterial ist toll gestaltet. Die Regeln sind einfach und leicht verständlich, so dass man eigentlich gleich drauf losspielen kann. Und da alle immer gleichzeitig spielen, hat keiner Downtime. Daher macht dieses Spiel wirklich Laune, sofern man sich auf den Humor, der dahintersteckt, einlassen kann. Für uns ist Schwarze Witwen jedenfalls eines der Spiele-Highlights des Jahrgangs 2024.

Titel: Schwarze Witwen
Autor: Sarah Shipp
Verlag: Corax Games