Northgard – Uncharted Lands

Auf der SPIEL in Essen stolpert man ja immer wieder über Spiele, die man gar nicht auf dem Schirm hatte, was bei der Vielzahl der Neuheiten, die dort gezeigt werden, wenig verwunderlich ist. Ein solches Spiel ist auch Northgard von Adrian Dinu, das nun in der deutschen Version bei Boardgame Box erschienen ist. Da uns der Titel mehr als interessant erschien, haben wir uns ein Exemplar besorgt, um dieses einmal etwas genauer unter die Lupe nehmen zu können. Eine quadratische und recht gewichtige Standardbox mit Covergestaltung von Grosnez dient dem Titel dabei als Verpackung. Nehmen wir den Deckel ab, erklärt sich auch das Gewicht recht schnell, denn das Spielmaterial, welches dank eines Tiefzieheinlegers sicher und sauber verstaut untergebracht ist, ist mehr als umfangreich. Im Einzelnen besteht es aus 70 Figuren, 125 Karten, 35 Plättchen, 214 Marken, zwei Würfeln, dem Rundenzähler mit Marker, Zusatzmaterial für ein Erweiterungsmodul und dem Regelheft.

Die Häuptlinge der mächtigen Clans wittern Ruhm und vor allem reiche Beute, in einem sagenhaften Land jenseits der Meere, von dem alte Legenden erzählen. Also entsenden sie ihre tapfersten Krieger, um das Land Northgard für sich zu beanspruchen…

Zur Spielvorbereitung werden das zur Spielerzahl passende Startplättchen in die Tischmitte gelegt und die übrigen Plättchen verdeckt gemischt als Nachziehstapel bereitgelegt. Daneben werden die Marken für Ruhm und die verschiedenen Ressourcen, der Rundenzähler, die Würfel, die Aufruhr-Karten, die Entwicklungs-Karten, welche gemäß Anleitung vorbereitet werden, sowie die zur Spielerzahl passende Menge Erfolg-Karten platziert. Anschließend wählt jeder Spieler seine Farbe und erhält die entsprechenden Figuren und Startkarten. Danach wählen die Spieler ihren Clan, dessen Karten sie ebenfalls erhalten. Die Clan-Startkarte mischen sie zu ihren übrigen Startkarten, welche dann den persönlichen Nachziehstapel bilden. Ist ein Startspieler bestimmt, werden an alle Spieler Startressourcen verteilt und beginnend mit dem Startspieler ziehen die Spieler drei Plättchen vom Stapel. Von diesen legen sie wiederum reihum zunächst eines an das Startplättchen an und setzen drei ihrer Figuren auf es. Hat jeder Spieler auch noch ein zweites Plättchen an ein beliebiges anderes Plättchen angelegt und mit drei seiner Figuren bestückt, kann die Partie starten. Diese verläuft über maximal sieben Runden, welche sich alle in fünf Phasen untergliedern. In Phase 1, dem Jahresanfang, deckt der Startspieler entsprechend der Spielerzahl Karten vom Entwicklungs-Karten-Stapel auf. Dann ziehen alle Spieler von ihrem persönlichen Nachziehstapel vier Karten auf die Hand. In der zweiten Phase, der Aktionsphase, spielen die Spieler nun reihum Karten von ihrer Hand aus, um die entsprechenden Aktionen, wie das Erkunden neuer Plättchen, den Bau von Gebäuden, das Ausheben neuer Figuren, das Bewegen von Figuren, was Kämpfe auslösen kann, usw. durchzuführen. Spieler können in dieser Phase auch Karten ihrer Hand aus dem Spiel entfernen oder ersetzen, Aufwertungen für ihre Clans erwerben, oder passen. In diesem Fall erhält der Spieler, der als Erster passt, den Startspielermarker und wählt sich eine der ausliegenden Entwicklungs-Karten, welche er oben auf seinen Nachziehstapel legt. Haben so reihum alle Spieler gepasst, beginnt Phase 3, die Erntephase. Hier erhalten die Spieler aus Territorien, die sie kontrollieren, Ruhm und Ressourcen in Form der entsprechenden Marken. In Phase 4, dem Winter, müssen die Spieler dann für ihre Figuren auf dem Spielfeld Ressourcen als Unterhalt bezahlen. Können sie dies nicht, erhalten sie eine Aufruhr-Karte, die sie oben auf ihren Nachziehstapel legen. In Phase 5, dem Jahresende, wird überprüft, ob ein Spieler die Siegbedingungen erfüllt. Ansonsten wird der Jahresmarker weitergeschoben und die nächste Runde beginnt. Die Partie endet, wenn ein Spieler zum Jahresende drei geschlossene Territorien mit je einem großen Gebäude besitzt mit dessen Sieg. Ansonsten wird nach Ende der siebten Runde ermittelt, wer die meisten Ruhm Marken hat, und dieser Spieler gewinnt.

Northgard – Uncharted Lands ist ein wirklich sehr gut gemachtes Strategiespiel, das Area Control und einen Deckbuilding-Mechanismus als grundlegende Spielprinzipien nutzt. Durch die Entwicklungs-Karten, die man jede Runde neu in sein Deck bekommt, sowie die Möglichkeit, Clan-Karten aufzuwerten und Karten abzuwerfen, kann man nämlich in gewissen Grenzen steuern, was man auf die Hand bekommt und dadurch auch, welche Handlungsoptionen man in einer Runde hat. Und gerade hier gilt es immer wieder, genau zu überlegen, was und vor allem wann man etwas tut oder auch nicht. Genauso wie man abwägen muss, wann es besser ist, zu passen und sich so eine vorteilhafte Entwicklungskarte zu sichern bzw. zu verhindern, dass diese ein Mitspieler erhält. Auch die Claneigenschaften wollen clever eingesetzt sein, denn sie können einem in mancher Situation den entscheidenden Vorteil verschaffen. In unserer Testrunde zu dritt blieb die Kampfoption eigentlich bis zuletzt ungenutzt, da das Spielfeld jedem genug Platz bot, sich ungestört auszubreiten, aber mit vier oder den maximal fünf möglichen Spielern wird man sich hier sehr viel schneller gegenseitig die Köpfe auf dem Spielfeld einschlagen müssen, um vorwärtszukommen. Obwohl das Spiel insgesamt durchaus komplex ist, spielt es sich trotzdem sehr flott und auch die Regeln sind leicht verständlich und bieten eigentlich keinerlei Fallstricke. Von daher waren wir mehr als begeistert von diesem Titel, der zugleich der erste von Boardgame Box war, den wir hier im Blog getestet haben.

Titel: Northgard – Uncharted Lands
Autor: Adrian Dinu
Verlag: Open Sesame Games / Boardgame Box