Eher zufällig sind wir auf der SPIEL 24 in Essen über den noch jungen Berliner Verlag Owly Moly Games und ihren Erstling A.I.Pokalypse gestolpert, welcher 2024 aus einer erfolgreichen Kickstarter Kampagne hervorgegangen ist. Das Kartenspiel, welches von Marian Hilgers entwickelt wurde, ist dabei für vier Personen ausgelegt, kann aber durch die Verwendung zweier Sets aber auch mit zu acht Personen gespielt werden. Geliefert wird es in einer länglichen Rechteckbox mit Klappdeckel, deren Cover uns in ein Endzeitszenario entführt, welches dem Spiel als Thematik zugrunde liegt. Klappen wir die Box auf, so finden sich in dieser 205 Karten des Basisspiels, 38 Karten für eine Erweiterung, sowie die beiden Regelhefte.
Im Jahr 2095 verwandelt die A.I.Pokalypse das gesamte Sonnensystem in eine gewaltige Bürgerkriegszone. Als sich das Chaos langsam legt, sind ehemals zivilisierte Gebiete zu Kampfzonen geworden, in denen Söldner der verschiedenen Fraktionen um Artefakte der untergegangenen Zivilisation kämpfen.
Zur Spielvorbereitung werden zunächst die Fraktionskarten gemischt und mit der Munitionsseite nach oben als Munitionsvorrat in die Tischmitte gelegt. Von diesem Stapel erhält jeder Spieler zwei Karten, von denen er eine auswählt und mit der Fraktionsseite nach oben vor sich ablegt. Die andere kommt zurück unter den Stapel. Anschließend werden die Karten der Spezial-Einheiten gemischt und mit der roten Seite nach oben ebenfalls in die Tischmitte gelegt. Von diesem Stapel erhält jeder Spieler sechs Karten, die er mit der roten Seite nach oben als Lebenspunkte vor sich ablegt. Zuletzt werden noch die Karten der Standard-Einheiten gemischt und mit der weißen Seite nach oben in die Tischmitte gelegt. Nun kann es losgehen. Jede Runde gliedert sich hierbei in eine Rekrutierungs- und eine Kampfphase. In der Rekrutierungsphase ziehen die Spieler vom Stapel der Standard-Einheiten Karten, bis sie sechs Karten auf der Hand haben. Diese können sie entweder mit der weißen Seite nach oben als so genannte Slots vor sich ablegen oder auf einen solchen Slot mit der Einheiten-Seite nach oben. Soforteffekte der entsprechenden Einheit werden dann gleich abgehandelt. Hat ein Spieler drei Karten gleichen Zahlenwertes und gleicher Farbe auf der Hand und/oder in seinen Slots, kann er diese drei Karten abwerfen und stattdessen eine Spezial-Einheit aus seinem persönlichen Pool auf die Hand ziehen oder stattdessen auch zwei Karten vom Nachziehstapel der Spezial-Einheiten ziehen und eine davon auf die Hand nehmen. In dieser Rekrutierungsphase können die Spieler auch weitere Karteneffekte nutzen, um Munition zu erwerben, oder die Kampfstärke von Einheiten in ihren Slots zu verbessern. Haben alle Spieler ihre Rekrutierungsphase abgeschlossen, folgt die Kampfphase. Weisen Karten in den Slots der Spieler Vorbereitungseffekte auf, werden diese zunächst abgehandelt, dann erhält jeder Spieler so viele Karten Standard-Einheiten wie die Zahl der Einheiten des Spielers mit den meisten Einheiten. Diese Kampfkartenstapel legen die Spieler verdeckt vor sich ab. Nun decken alle die oberste Karte ihres Kampfkartenstapels auf und ordnen diese der am weitesten links liegenden Einheit der entsprechenden Farbe in der eigenen Auslage zu. Hat ein Spieler zu diesem Zeitpunkt noch Handkarten, kann er sich auch entscheiden, die aufgedeckte Kampfkarte durch eine Karte seiner Hand zu ersetzen. Sollte ein Spieler nämlich keine Einheit der entsprechenden Farbe in seiner Auslage haben, hat die aufgedeckte Einheit lediglich ihren aufgedruckten Zahlenwert als Kampfwert. Ansonsten addiert sich zu diesem noch der Kampfwert der zugehörigen Einheit der Auslage dazu. Der Kampfwert kann zudem noch durch Karteneffekte und/oder den Einsatz von Munition weiter modifiziert werden. Wer im aktuellen Kampf so den höchsten Kampfwert hat, gewinnt diesen und legt die Kampfkarte quer über die zugehörige Einheit. Alle anderen Spieler drehen ihre Kampfkarte über der betreffenden Einheit um. Sind alle Kämpfe auf diese Weise abgehandelt worden, wird ermittelt, wie viele Kämpfe die einzelnen Spieler gewonnen haben. Diese Ergebnisse werden von der Anzahl der gewonnen Kämpfe des Spielers, der die meisten Kämpfe gewonnen hat, abgezogen und die anderen Spieler müssen die Differenz ausgleichen, indem sie von ihrem Stapel mit Lebenspunkten die entsprechende Anzahl an Karten umdrehen und damit Spezial-Einheiten in ihren Pool legen. Sobald ein oder mehrere Spieler auf diese Weise keine Lebenspunkte mehr hat, wird das Spielende ausgelöst. Wer hier in der Kampfphase Lebenspunkte abgeben müsste, es aber nicht kann, scheidet sofort aus. In diesem Sudden Death-Modus dürfen die Spieler nun auch A.I.Liens rekrutieren, wodurch nach der Kampfphase die A.I.Pokalypse ausgelöst wird, die gewinnt, wer nach der anschließenden Rekrutierungsphase die größte Kampfstärke aufweist. Ansonsten gewinnt im Sudden Death, wer als Letzter noch übrigbleibt.
A.I.Pokalypse ist ein doch recht anspruchsvolles Kartenspiel, bei dem man beim ersten Durchlesen der Regeln zunächst mal ein wenig erschlagen ist. Hat man die Grundregeln aber einmal verstanden, kommt man eigentlich wirklich flott ins Spiel hinein und dieses spielt sich dann auch wirklich schnell herunter. Da alle immer gleichzeitig spielen, ist zudem praktisch keine Downtime gegeben. Das Spiel an sich ist dabei hochtaktisch und man muss schon sehr strategisch planen, was man mit seinen Handkarten macht, wann es sich lohnt Karten zu opfern und wie man Kartenkombos kreiert, die die Kampfstärke der eigenen Einheiten so pushen, dass man die Kämpfe gewinnt. Wer an anspruchsvollen Kartenspielen seine Freude hat, der wird hier definitiv voll auf seine Kosten kommen, zumal auch die Kartengrafiken wirklich genial und mit viel Liebe zum Detail gestaltet sind.
Titel: A.I.Pokalypse
Autor: Marian Hilgers
Verlag: Owly Moly Games